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Der von Heimlichkeit umhüllte Ort

Helle Lichter schlängelten sich zwischen den Sternen entlang, frischer Tau ließ die Gräser glänzen. Die Welt war in Stille getaucht - jeder Stein, jeder Ast, und sogar die Winde hielten inne.


Es war viel Zeit vergangen, seitdem sie sich das letzte Mal in einem Moment der Schwäche erlaubt hatte hierher zu kommen. Der Ort so von Heimlichkeit umhüllt, dass ihn kein Fremder jemals hätte auffinden können. Der Dunst des Bodens umrankte gierig um ihre Finger, umhüllte ihr langes bleiches Haarkleid und sammelte sich an verknoteten Strähnen. Sie spürte, wie der Ort sich gegen sie wehrte. Er zeigte es subtil, stellte sich tot, legte Raureif um sie, bis ihre Haut gar vereiste.


Sie ließ sich den Schmerz nicht anmerken, schloss gelassen ihre Augen und drang immer weiter zu den hier schlummernden Geheimnissen vor. Sie brauchte sich nicht zu schützen. Sie kannte die Kälte, genoss die Taubheit in ihren Fingern, so eisig, dass sie nicht einmal mehr zitterten. Die Natur spitzte die Steine für ihre dünn bekleideten Füße, ließ ihre Haut gefrieren und verbarg seine Mysterien im Nebel. Und doch war sie es, die die Natur verzaubert hatte - so konnte sie es ihr nicht übelnehmen, dass sie ihr Leid zu spiegeln versuchte.


Und so atmete sie aus, was sie noch zu geben hatte - ein Friedensangebot. Der Ort nahm sich alles, was er kriegen konnte. So ausgehungert, gar besessen. Erst als er sie fast leergesaugt hatte, nur noch wenige Tropfen ihrer Essenz durch ihren Körper strömten, ließ er sie los und lichtete den Schleier.


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